Von Jägern und Bohrermachern

Historisches

Eigentlich lässt sich die Geschichte Oberkochens bis in die Steinzeit zurück verfolgen. Entsprechende Funde belegen das. 1914 stieß man bei Ausgrabungen auf ein Hügelgrab aus der jüngeren Hallstattzeit. Zwei weitere Steinbeil-Funde belegen, dass zwischen den sanften Hügeln des Kochertals schon vor fast 3000 Jahren gejagt und gelebt wurde.

Später siedelten Römer und Alemannen hier. Kein Wunder, denn die natürliche Schönheit der Landschaft, Wasserreichtum und die günstige Lage boten gute Voraussetzungen zum Leben. 1971 wurde ein römischer Gutshof in der Nähe des größten römischen Reiterkastells nördlich der Alpen entdeckt. 1980 stieß man bei Grabungsarbeiten auf ein ausgedehntes, alemannisches Gräberfeld, was auf eine große Siedlung bereits im 6. Jahrhundert nach Christus schließen lässt.

1620 hatte Oberkochen bereits rund 600 Einwohner; für damalige Verhältnisse eine bedeutende Siedlung. Urkundlich erwähnt wurde Oberkochen erstmals 1335. Im Jahr 1535 erhielt der Ort eine eigene Dorfordnung.

Nach der Reformation geriet Oberkochen in das Spannungsfeld katholischer und evangelischer Herrscher. Die Lage an der Schnittkante zwischen der katholischen Fürstpropstei Ellwangen und dem württembergisch-evangelischen Kloster Königsbronn brachte so manche Eigenheit mit sich.

Nicht nur, dass das Leben zwischen katholischen und evangelischen Bürgern quasi in einem Staatsvertrag zwischen dem Haus Württemberg und der Fürstpropstei im Jahr 1749 geregelt werden musste. Zeitweise trennte den Ort sogar ein kleiner Zollbach mit Zollstation. Und bis zum Jahr 1806 gab es stets zwei Schultheißen im Dorf, nämlich einen katholischen und einen evangelischen.

Erst nach dem napoleonischen Reichsdeputationshauptschluss wurden die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse geklärt und es begann der industrielle Fortschritt und damit die Entwicklung vom Dorf zur Stadt.

Ein Dorf wird zur Stadt

Die Entwicklung Oberkochens vom Dorf zur Stadt begann mit der Industrialisierung in Deutschland. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Oberkochen mehrere sogenannte Bohrermacherbetriebe, darunter das von Albert Leitz im Jahr 1876 gegründete, gleichnamige Familienunternehmen. Heute gehört das Unternehmen Leitz mit weltweit rund 7000 Beschäftigten zu den führenden Werkzeugherstellern auf den Gebieten der maschinellen Holz-, Kunststoff- und Metallbearbeitung.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für Oberkochen zugleich einen Neuanfang mit einer unvergleichlich dynamischen Entwicklung. Auf Befehl der amerikanischen Militärs wurden im Sommer 1945 zahlreiche Führungskräfte des Unternehmens Carl Zeiss aus Jena auf die Ostalb gebracht. Schon wenige Monate später, am 1. August 1946 nahm die Firma ihre Produktion in Oberkochen auf.

Das Unternehmen Carl Zeiss entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum größten Arbeitgeber auf der Ostalb und zum führenden Hersteller optischer und opto-elektronischer Geräte. Der Carl Zeiss Konzern, dessen Zentrale in Oberkochen ist, beschäftigt über 29.300 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern (Stand 2019).

Mit der wirtschaftlichen Entwicklung ging auch eine dynamische Bevölkerungsentwicklung einher. Oberkochen zählte über viele Jahre zu den zuzugsstärksten Gemeinden in Baden-Württemberg. 1968 wurde die damalige Gemeinde zur Stadt Oberkochen erhoben und bietet heute für knapp 8.400 Menschen einen Lebensmittelpunkt zum Wohlfühlen.

Die Entwicklung ist nicht stehen geblieben. 2006 wurde mit der Carl Zeiss SMT AG das weltweit modernste Unternehmen für Lithographiesysteme zur Microchipproduktion in Oberkochen eröffnet. Damit gehört die Stadt im Grünen zu den wichtigsten Photonikstandorten der Welt.